27. Februar 2020 / 19 Uhr
‚Queer’ und ‚Community’, diese Worte werden nicht selten zusammengefügt und lassen an freundschaftliche bis politische Zusammenschlüsse unterschiedlicher Queer-Personen denken, die mit dem Akronym LGBTIQA+ – erklärtermaßen lückenhaft – benannt werden. Einer vollständigen Aufzählung all dessen, was nicht heterosexuell sei, reichten die inkonsistent zusammengefügten Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersexual, Queer, Asexual etc. kaum aus.
Doch auch ‚Lücken’ anderer Art gibt es zwischen den unter diesem Kürzel Versammelten: einen politischen Bruch. Denn eine Verteidigung gegen aktuelle Angriffe von rechtsextremer populistischer Seite hat sich nicht nur nach ‚außen’ zu richten, sondern auch nach ‚innen’. Seit einigen Jahren etabliert sich ein entsolidarisierter Kurs in Teilen der ‚queer Community’, der sich auf eine antifeministische Stoßrichtung geeinigt zu haben scheint. Denn jeweils soll einem „Genderwahn“ ein Ende bereitet werden. Was als „Genderterror“, „Gesinnungsdiktatur“, „Gehirnwäsche“, „Sprachpolizei“, „Political Correctness“ und „Denkverbote“ auftaucht, stellt die allgemeine Schnittmenge dar, der „rotgrün versifft“ und „Kulturmarxismus“ hinzugefügt werden mögen, in aggressiv heteronormativer Propaganda noch „Frühsexualisierung“, „Homopropaganda“, und – dann wieder unisono – „Dekadenz“ und „Luxusproblem“, als die „Akademismus“ und „Aktionismus“ queer-feministischen Ursprungs herhalten sollen.
Populistische Gewissheiten richten sich, so die Ausgangsthese, gegen ein strikt widersprüchlich konstituiertes, jedenfalls unerträgliches, imaginäres Objekt: hier ein Gegenüber, das sich durch „elitäre“ Forderungen nach universeller Gerechtigkeit, ebenso wie durch offenen, durchsetzungsstarken Eigennutz verrate, dann auch Kinder und Familienleben aus hedonistischen Gründen verweigere und wiederum egoistisch, pervers beanspruche etc.
Was mag es mit diesem widersprüchlichen Objekt, das derzeit unter dem Wiedererkennungszeichen eines breit getragenen Anti-Feminismus daherkommt, auf sich haben? Spielt „Weiblichkeit“ bei diesem ideologischen Objekt eine Rolle?
Ein Gespräch über politische Trends inner- und außerhalb der ‚Queer Community“ von Berliner bis in internationale Lagen wird probiert, mit zwei Gästen, Dr. Birgit Bosold und Dr. Peter Rehberg – beide im Schwulen Museum, Berlin tätig – erweiterbar als gemeinsames Gespräch aller Anwesenden.